Wasserzeichenanalysen

Wasserzeichen – jeder kennt sie, wohl nicht zuletzt von den Geldscheinen. Handelt es sich dort um ein wiederkehrendes Sicherheitsmerkmal in Maschinenpapieren, sind Wasserzeichenanalysen zur Papierdatierungen handgeschöpfter Papiere prinzipiell geeignet.

Wasserzeichen stellen ein wesentliches Merkmal des handgeschöpften europäischen Papiers dar. Infolge der Benutzung der Schöpfsiebe verändert sich ein Sieb während seiner Benutzung. So kann sich ein Wasserzeichen beispielsweise infolge der Gautschvorgänge auf dem Schöpfsieb verschieben oder in seiner Form verändern. Auch können Teile bei der täglichen Reinigung abbrechen oder die Kettstege verschieben. Hierdurch erhält ein Sieb während seiner Benutzung individuelle Merkmale, die eine Zuordnung ermöglichen. Durch den Abgleich des vorgefundenen Wasserzeichens mit einschlägigen Wasserzeichenkompendien, in denen datierte Referenzen abgelegt sind, kann eine Übernahme der Datumsstellung mit gewissen zeitlichen Toleranzen erfolgen.

Vermutlich Bernhardt Hausmann verwendete 1861 in seiner Publikation zum Werk Albrecht Dürers erstmals Wasserzeichenanalysen zur Papierdatierungen handgeschöpfter Papiere und somit zur Authentizitätsbestimmung von Kunst.

Seit einigen Jahren wird daher bei kunsthistorischen Fragestellungen verstärkt auf Wasserzeichenanalysen zurückgegriffen. In den Objektbeschreibungen der Ausstellungs- und Bestandskataloge werden inzwischen meist die Wasserzeichenmotive verzeichnet und mitunter auch abgebildet. Im Gegensatz zum Bereich der Handschriften konnte sich aber für das Gebiet der Kunstgeschichte – von Einzelprojekten abgesehen (wie z.B. dem Typologieprojekt – bisher noch keine sammlungsübergreifende und systematische Erfassung der Künstlerpapiere durchsetzen. Dies erschwert die Wasserzeichenauswertung der kunstgeschichtlichen Forschung bis heute erheblich, da so bislang selbst bei gleichen kunstgeschichtlichen Zuschreibungen auf materialtechnischem Gebiet keine Zusammenhänge hergestellt werden können. Das Potenzial von Papier- und Wasserzeichenanalysen nicht nur im Hinblick auf Datierungen, Zu- und Abschreibungen, sondern auch auf Formatrekonstruktionen, Verortungen, Fragen zu Serien- und Atelierzusammenhängen wurde leider so noch nicht erkannt.


Beispiel für Wasserzeichenanalysen und Papierdatierungen handgeschöpfter Papiere

Beispiel einer Wasserzeichenuntersuchung bei einer Deutschen Historienbibel (Elsass, um 1420) aus dem Bestand der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek, Dresden

 

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